218
Nach dem Tode Rudolphs von Habsburg folgten Kaiser aus ver-
schiedenen Häusern. Der erste nach ihm war Adolph von Nassau
(von 1291 —1298); dann folgte Rudolphs Sohn, Albrecht von Österreich
(1298—1308), ein stolzer Regent, unter dessen Regierung die Schweiz
anfing sich von Deutschland zu trennen.
21 Der Schweizerbund. — Wilhelm Tell.
(1307).
Im Jahre 1298 kam Albrecht, Sohn Rudolphs von Habsburg,
zur Regierung, die aber kein Segen für Deutschland wurde. Sein
ungerechtes und hartes Verfahren gegen die freien deutschen Landleute
in den Schweizeralpen veranlaßte diese, sich zum Schutz ihrer Freiheiten
zu verbinden. So entstand die schweizerische Eidgenossenschaft,
und der Abfall der Schweiz vom deutschen Reiche begann.
In jener schlimmen Zeit traten zusammen die Kantone Uri,
Schwyz und Unterwalden und beschworen, „in Erwägung böser
und gefährlicher Zeiten, einen ewigen Bund, sich und die Ihrigen mit
Hab und Gut gegen Alle und Jede, wer sie auch seien, zu vertheidigen
und einander mit Rath und Hülfe beizustehen". Der Kaiser aber
schickte ihnen 'zu Reichsvögten harte und böse Leute aus'meinem
eigenen Lande, die sie drückten und quälten, den Hermann Geßler
von Brunnegg und den Ritter Beringer von Landenberg. Die
thaten, was nie zuvor die Reichsvögte, und wollten im Lande selbst
wohnen. Landenberg zog auf das Schloß des Königs, bei Sarnen in
Oberwälden, und Geßler baute sich einen Zwinghof im Lande Uri.
Nun wurden die Zölle erhöhet, die kleinsten Vergehen mit Kerker und
schweren Bußen bestraft und die Landleute mit Stolz und Verachtung
mißhandelt. Als Geßler vor des Stauffachers neuem Hause im Dorfe
Steinen vorbeiritt, sprach er höhnisch: „Kann man's auch dulden, daß
das Bauernvolk so schön baue?" Und als Arnold von Melchthal im
Unterwaldner Lande wegen eines geringen Fehlers um ein Paar schöne
Ochsen gestraft wurde, riß Laudenbergs Knecht die Ochsen vom Pfluge
weg und sprach: „Bauern können ihren Pflug selbst ziehen." Aber
der junge Arnold, ob der Rede ergrimmt, schlug den Knecht, daß er
demselben zwei Finger zerbrach. Darum floh er ins Gebirge. Da
ließ der Landenberg zur Strafe dem alten Vater des Arnold beide
Augen ausstechen. Und die Vögte und ihre Gesellen verübten Gräuel
über Gräuel und schalteten im Lande also, daß sie nicht nur des
Volkes, von Kaiser und Königen verbriefte Rechte mit Füßen
traten, sondern selbst das ewige Recht verhöhnten, das Gott jeglichem
Menschen, wie sein unveräußerliches Gut, gegeben hat.
Als nun in den Thälern der Waldstädte Demuth weinte und
Hochmuth lachte, sprach im Dorfe Steinen des Werner Stauffachers
Frau zu ihrem Manne: „Wie lange muß Hochmuth lachen und
Demuth weinen? Sollen Fremdlinge Herren dieser Erde und Herren
unsers Gutes sein? Wozu taugen die Männer des Gebirgs? Sollen
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Extrahierte Personennamen: Rudolphs_von_Habsburg Adolph_von_Nassau Albrecht_von_Österreich Albrecht Wilhelm Albrecht Albrecht Rudolphs_von_Habsburg Hermann_Geßler
von_Brunnegg Ritter_Beringer_von_Landenberg Landenberg Arnold_von_Melchthal Arnold Demuth Hochmuth Werner_Stauffachers Hochmuth Demuth
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Schwyz Unterwalden Sarnen Oberwälden
214
wir Mütter an unsern Brüsten Bettler säugen und den Ausländern
leibeigene Mägde erziehen? Das sei ferne!"
Darauf ging schweigend der Werner Stauffacher hinab zum
Orte Brunnen an: Vierwaldstädtersee und fuhr über das Waffer nach
Uri zum Walther Fürst in Attinghausen. Bei demselben fand er
verborgen den Heinrich von Melchthal, welcher vor dem Grimm
des Landenberg über das Gebirg entwichen war.
Und sie redeten von der Noth des Landes und dem Gräuel der
ausländischen Vögte. Auch gedachten sie, wie sie gegen die Bosheit
dieser schweizerischen Vögte vergebens geklagt hätten vor dem Könige.
Sie meinten, der Tod sei viel leichter, als so schmähliches Joch.
Darum beschlossen sie, jeder solle in seinem Lande mit vertrauten, herz-
haften Männern sprechen und erforschen, weß Sinnes das Volk sei.
Nach diesem kamen sie oft in verabredeten nächtlichen Stunden
zusammen an einem geheimen Orte am See. Dieser Versammlungsort
lag fast mitten inne zwischen Uri, Unterwalden und Schwyz,
auf einer schmalen, umbüschten Wiese, am Fuße der Felsen des Seelis-
berges, gegenüber dem Dörflein Brunnen. Man heißt ihn vom aus-
gerotteten Gestrüpp das Rütli; da waren sie von Menschen und Woh-
nungen weit. Bald brachte jeglicher frohe Botschaft mit: allem Volke
sei viel leichter der Tod, als das schmähliche Joch.
Wie sie aber im November des Jahres 1307 zusammen kamen,
und ijeder von den Dreien mit sich zur Matte auf Rütli zehn treue
Ehrenmänner geführt hatte, entschlossen, die alte Landesfreiheit über
Alles, das Leben für nichts zü achten, erhoben die frommen Drei ihre
Hände zum gestirnten Himmel und schwuren zu Gott dem Herrn: in
Treue für die Rechte des unschuldigen Volkes zu leben und zu sterben,
Alles gemeinschaftlich, nichts eigenmächtig zu wagen und zu tragen, kein
Unrecht zu dulden, aber auch kein Unrecht zu thun, des Grafen von
Habsburg Recht und Eigenthum zu ehren und keinem der Königsvögte
Übles zuzufügen, aber auch den Vögten zu wehren, das Land zu ver-
derben. Und die dreißig andern Schweizer streckten auch die Hände auf
und thaten den Eid, wie jene, zu Gott, die Freiheit mannhaft zu be-
haupten. Und sie wählten die Neujahrsnacht zum Werk. Dann
gingen sie auseinander, jeder in sein Thal zu seiner Hütte und win-
terten das Vieh.
Dem Vogt Hermann Geßler ward nicht wohl, denn er hatte
ein böses Gewissen. Es dünkte ihn, als wenn das Volk muthiger
einherginge und trotziger aussähe. Darum ließ er den herzoglichen
Hut von Oesterreich erhöhen auf einer Stange in Uri, und befahl,
wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wollte
er erkennen, wer wider Oesterreich sei.
Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürglen, einer von den
Männern auf dem Rütli, ging vorüber; aber er beugte sich nicht.
Alsbald führten sie ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach ergrimmt:
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Extrahierte Personennamen: Werner_Stauffacher Heinrich_von_Melchthal Heinrich Habsburg Hermann_Geßler Wilhelm
215
„Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst! Einen Apfel lege
ich auf das Haupt deines Söhnleins Walther, den schieße herab und
fehle nicht!" Und sie banden das Kind und legten auf das Haupt
desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte.
Da schwirrte die Bogensehne; und der Pfeil durchbohrte den Apfel.
Alles Volt jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu
trägst du noch den andern Pfeil bei dir?" Es antwortete Tell:
„Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der andere
dein Herz!"
Deß erschrak der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein
Schiff führen nach Küßnacht, wohin er selbst zu fahren gedachte.
Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern, schien wegen des Volkes
nicht rathsam; ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen,
war wider des Landes Rechtsame. Darum fürchtete der Vogt Zusam-
menlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Föhn-
wind blies. Der See ging hohl und die Wellen schlugen schäumend
über, daß Allen bange ward, und die Schiffsleute verzagten. Je
weiter im See, je größer in Todesnoth; denn da steigen Uferberge
jäh aus dem Abgrund des Gewässers wie Mauern zum Himmel. In
schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Fesseln abthun, damit der-
selbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber der Tell lenkte
gegen die kahle Wand des Gebirges, wo eine nackte Felsplatte wenige
Schritte weit in den See hervortritt. Schwung und Sprung; —
der Tell hinaus auf die Platte, das Schiff hinaus auf den Vier-
waldstädter-See.
Nun kletterte der Erlöste den Berg hinauf und floh durch das
Land Schwyz. Und er dachte in seinem bekümmerten Herzen: „Wohin
entfliehen dem Zorne des Gewaltherrn? Und entrinne ich seiner Bos-
heit, so hat er in der Heimath mein Weib und Kind zum Pfand.
Was wird nicht der Geßler gegen die Meinigen verhängen, wenn
Landenberg schon, um zwei gebrochener Finger seines Knechtes willen,
dem Alten von Melchthal beide Augen ausbohrte! Wo ist der Richter-
stuhl, vor den ich Geßler lade, wenn der König selbst des ganzen
Volkes Klage nicht mehr anhört? Ist aber kein Gesetz gültig, und
keiner, der da richtet zwischen mir und ihm; so stehen wir, Geßler,
du und ich, gesetzlos beide, und Nothwehr richtet. Soll eins von
beiden fallen, unschuldig Weib und Kind und Vaterland, oder,
Vogt Geßler, du: so falle du, und Freiheit steige wieder!"
So dachte der Tell und floh mit Pfeil und Bogen gen Küß-
nacht und harrte in der hohlen Gasse bei dem Ort. Da kam
der Vogt; da schwirrte die Bogensehne; da durchbohrte der freie Pfeil
das Herz des Gewaltherrn Hermann Geßler von Brunnegg.
Das ganze Volk erschrak freudig, als es den Tod seines Unter-
drückers vernahm. Die That des Tell verlieh höhern Muth. In
der Nacht des Neujahrs wurden die Landespeiniger vertrieben und ihre
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• - 444
In Osten verband sich ein wildes Gebirgsvolk, die Türken, mit
ihnen und nahm ihren Glauben an. Und als spater die Macht der
Araber abnahm, fing die der Türken an zu wachsen. Sie führten
beständige Kriege mit dem morgenländischen Kaiserthum, bis sie im
Jahre 1453 gar die Hauptstadt, Konstantinopel, einnahmen, und da-
mit dem ganzen Reich ein Ende machten.
2®. Der erste Kreuzzug.
(1096 il. Chr.)
Zu Ende des elften Jahrhunderts erscholl im ganzen christlichen Abendlands
die Kunde: Das heilige Grab, worin der Leib Christi lag, ist in der Ge-
walt der seldschuckischen Türken, eines wilden, räuberischen Volks, welches an
Muhamed glaubt, die frommen Wallfahrer verfolgt und mordet und Heilig-
thümer schändet. Und es kam ein Pilger aus dem gelobten Lande zurück, Pe-
ter von Amiens, der Einsiedler genannt, der war so hager, wie der leibhaf-
tige Tod, aber seine Augen leuchteten aus tiefen Höhlen, wie Feuerstammen.
Auf einem Esel zog er durch die Länder der Christenheit, in der einen Hand das
Bild des gekreuzigten Heilandes und in der andern einen Brief vom Patriarchen
von Jerusalem an alle Fürsten des Abendlandes, daß sie auszögen, um das
heilige Grab aus der Gewalt der Türken zu befreien. Wo Peter von Amiens
hinkam, predigte er mit lauter Stimme die Leiden der Christen im gelobten Lande
und sprach: „Christus, der Herr, ist mir erschienen und hat zu mir geredet:
„„Wohlan, Peter, richte aus, was du begannst, und ich werde mit dir sein,
denn die stunde ist gekommen, daß mein Tempel gereinigt werde."" Da über-
mannte in jener harten Zeit voll Raub, Mord, Fehde und wilder Gewalt alle
Herzen ein mächtiger Drang. Jung und Alt, Mann und Weib, Reich und Arm,
Adel und Knechte standen aus, um ins gelobte Land zu ziehen, zum Kriege gegen
die Ungläubigen.
Der Papst, Urban Ii., berief 1095 eine große Kirchenversammlung nach
Clermont in Frankreich. Da waren 14 Erzbischöfe, 225 Bischöfe, 400
Äbte und Fürsten und Laien ohne Zahl. Mit begeisterter Rede forderte er das
Volk zur Befreiung des heiligen Grabes auf. Und es horchte in Thränen und
Seufzern und rief wie aus einem Munde: „Gott will'sl Gott will'sl" Da
heftete sich jeder ein rothes Kreuz aus die rechte Schulter und machte sich zur
kriegerischen Wallfahrt bereit, welche davon „der Kreuzzug" heißt. Da schenkte
mancher reiche Herr all' sein Hab und Gut an Kirchen und Klöster und wollte
kein Eigenthum mehr haben, als das Schwert zu Christi Ehre. Niemand dachte
mehr an Haus, Hof und Vaterland, Eltern und Kinder, sondern nur ans ferne
Morgenland. Bald hatten sich viele Haufen Volks gesammelt, theils aus reli-
giöser Gesinnung, theils aus Neugier und Gewinnsucht, theils aus Kampf- und
Veränderungslust. Diese Schaaren — ohne rechte Waffen, wie ohne Zucht und
Ordnung — folgten einem Anführer, Ritter Walter von Habenichts und
dem Einsiedler Peter von Amiens — aus Frankreich durch Deutschland.
Das Treiben dieser zügellosen Haufen war schrecklich; denn sie erschlugen die
Juden in Deutschland, wo sie dieselben fanden. >L>ie regten durch ihre Gewalt-
thaten die Ungarn und Griechen so gegen sich auf, daß die wenigsten von
ihnen Asten sahen. Im ersten Kampfe mit den Türken wurden auch diese wenigen
bis ans 3000 aufgerieben, mit denen Peter von Amiens nach Constantinopel
zurückkehrte, um dort das nachfolgende Kreuzheer zu erwarten.
Jndeffen hatte jene religiöse Begeisterung allmählich auch die deutschen Herzen
durchdrungen. Da schaarte sich im Jahr 1096 ein zahlreiches Heer von Kreuz-
fahrern, wohlgerüstet und in guter Zucht, rings um den frommen Gottfried
von Bouillon, Herzog von Niederlothringen; mit ihm zogen noch viele
tapfere Helden, an welche sich wieder viele Krieger anschloffen. So stand fast
eine halbe Million Menschen in Wehr und Waffen, alle von einem einzigen Ge-
danken durchdrungen, alle im festen Vertrauen, daß Gott ihnen den Sieg geben
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von_Bouillon
Extrahierte Ortsnamen: Konstantinopel Christi Amiens Jerusalem Clermont Frankreich Christi Frankreich Deutschland Deutschland Ungarn Constantinopel Niederlothringen
446
22. Das Rltterthum Lrn Mittelalter.
Anfänglich bestanden die Heere der Deutschen und der meisten übrigen
Völker Europas größtenteils aus Fußgängern. Die wenigen Neiter
trugen Helme und Panzer, ihre Waffen waren Lanzen und furcht-
bare Schwerter. Wegen dieser kostspieligen Rüstung konnten aber
nur die Reichen und Vornehmen zu Pferde dienen. Darum gab
der Reiterdienst eine Art von Ansehen und Adel. Um einen sol-
chen Vorzug zu erhalten und zu vermehren, war das ganze Leben des
Adels kriegerisch von Jugend auf. Körperliche Kraft und Ge-
wandtheit ging ihm über alles; von Jugend auf lernte der Adelige
ein wildes Roß tummeln und Lanze und Schwert mit Gewandt-
heit führen. Kein leichter Fußgänger konnte sich mit einem geübten
Reiter messen, der vom Kopfe bis zu den Füßen mit Eisen bedeckt
war. So machten in den damaligen Zeiten die Adeligen die vor-
nehmsten Krieger aus, und von ihrem Neiterdienst erhielten sie den
Namen Ritter. — Mit der Zeit bildeten die Ritter einen besonderen
Stand. Religion, Ehre, Tapferkeit und Hochachtung gegen das
weibliche Geschlecht waren die vier Haupttugenden der Mitglieder.
Zur Zeit der Kreuzzüge stand das Ritterthum in seiner schön-
sten Blüthe. Es bildeten sich, gleich den Mönchsorden, drei engere
Verbrüderungen der Ritter unter einander. Das waren die Orden
der Johanniter, der Tempelherrn und der Deutschen. Schon im
Jahre 1048 hatten Kaufleute aus Amalfi (in Unteritalten) in der
Nähe des heil. Grabes ein Kloster bauen lassen zur unentgeltlichen Auf-
nahme und Verpflegung armer und kranker Pilger. Als Gottfried
von Bouillon 1099 nach Eroberung der heil. Stadt dieses Spital
besuchte, wurde er von der hingebenden Treue der Mönche, die hier
ihr Leben der Krankenpflege widmeten, so gerührt, daß er der Stiftung
eines seiner Güter in Brabant zum Geschenk machte. Nun traten
einige Ritter seines Gefolges in das Kloster als dienende Brüder ein,
entsagten der Welt, verpflichteten sich zu den gewöhnlichen Kloster-
gelübden des Gehorsams, der Ehelosigkeit und der Armuth,
und bezeichneten ihre schwarze Ordenstracht mit einem achtspitzigen,
weißen Kreuze. Schnell verbreitete die Dankbarkeit heimkehrender
Pilger, die bei ihnen Aufnahme und Verpflegung gefunden hatten, ihren
Ruhm durch ganz Europa, und in allen Ländern wetteiferte die Mild-
thätigkeit der Frommen, durch reiche Gaben sich einen Antheil an diesem
Verdienste zu erwerben. Jetzt erhoben sich statt des armseligen Obdachs,
das die Brüder bisher zur Aufnahme bieten konnten, Paläste, und da-
neben wurde ein prächtiger Tempel zu Ehren des heil. Johannes des
Täufers erbaut, und die Brüderschaft führte von nun an den Namen
Johanniterordrn. — Ihre Güter mehrten sich bald in allen europäischen
Ländern, und sie selbst schlugen sich lange heldenmüthig mit den Türken
herum, bis auch sie der Übermacht weichen mußten. Sie ließen sich dann
auf der Insel Cypern nieder, und als sie auch hier vertrieben wurden, auf
der Insel Rhodus. Als sie aber endlich auch hier keine bleibende Stätte
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Extrahierte Personennamen: Gottfried
von_Bouillon Johannes
Extrahierte Ortsnamen: Europas Amalfi Brabant Europa Rhodus
447
mehr fanden, schenkte ihnen im Jahre 1530 der deutsche Kaiser Karl V. die
Insel Malta, und von jener Zeit an hießen sie auch Maltheserrilter. —
Der König Balduin von Jerusalem schenkte im Jahre 1118 acht
französischen Rittern, die sich heldenmüthig der armen Pilger
außerhalb der Hauptstadt gegen die Angriffe der räuberischen Horden
angenommen hatten, den Platz, wo einst der Tempel Salomo's stand
Hier Lauten sie sich an und erhielten davon den Namen Tempelherrn.
Sie trugen ein rothes Kreuz auf ihrem weißen Mantel. Un-
gewöhnlich schnell stieg das Ansehen dieses Ordens, der größtentheils
aus Franzosen bestand, und er gewann durch reiche Mitglieder und
fromme Vermächtnisse einen Reichthum, der bald jenen der Johanniter
überstieg. Aber dieser Reichthum reizte den habsüchtigen französischen
König Philipp Iv. zum Verderben dieses Ordens. Er klagte die Mit-
glieder der gröbsten Verbrechen an; sie wurden unschuldig mißhandelt, ein-
gemauert, lebendig verbrannt, und der ganze Orden wurde im Jahre 1312
aufgehoben, seine Güter aber zum Vortheile des Königs eingezogen. —
Auch der deutsche Ritterorden hat den Kreuzzügen seine Ent-
stehung zu verdanken. Er wurde im Jahre 1190 von Deutschen
gegründet. Die Mitglieder mußten Deutsche sein. Auch sie legten,
wie die vorgenannten Orden, das dreifache Gelübde ab, und hatten
im Ganzen denselben Zweck und dieselbe Einrichtung. Ihre Ordens-
tracht war ein weißer Mantel mit einem schwarzen Kreuze. Nach
dem Verluste des heil. Landes wandten sie sich nach Venedig. Von da
wurden sie unter ihrem Großmeister Hermann von Salza im Jahre
1229 von den Polen gegen die Preußen zu Hülfe gerufen. Drei-
undfünfzig Jahre lang (von 1230 bis 1283) führten sie mit diesem heid-
nischen Volke schwere Kriege. Endlich eroberten sie das Land und verbreiteten
darin das Christenthum und deutsche Bildung, Sitte und Sprache.
Durch sie entstanden die Städte Thorn und Kulm, später Memel
und Königsberg. Marienburg wurde im Jahre 1309 die Residenz
des Hochmeisters. Im 16. Jahrhundert (1525) nahm der Hoch-
meister des Ordens, Markgraf Albrecht von Brandenburg, mit den
meisten Ordensgliedem die evangelische Religion an. Die Übrigen zogen
nach dem Städtchen Mergentheim im Würtembergischen. Im Jahre
1815 wurde der Orden durch den Wiener Vertrag aufgehoben. —
23. Die Dichtkunst im Mittelalter.
Sobald der Mensch der Sorge für die nöthigsten Bedürfnisse des Lebens
überhoben ist, so erwacht auch allmählich sein natürliches Gefühl für das Schöne,
sein Gefallen an höheren, geistigen Verrichtungen, die das Leben erheitern und
veredeln. Unter diesen stand im Mittelal-ter die Dichtkunst oben an und
wurde vorzüglich vom Adel gepstegt. Sie war ihm eine süße Erholung von den
ernsten Sorgen des Tages, von dem wilden Getümmel der Schlachten. Auf die
Entwicklung dieser schönen Kunst hatten die Kreuzzüge den wirksamsten Einstuß.
In dem fernen Morgenlande wurde der Kreuzfahrer durch die seltsamsten Erschei-
nungen wunderbar überrascht. Die heiligen Orte, wo einst der Erlöser wandelte, die
Pracht und der Reichthum des Orients, die wunderbaren Irrfahrten frommer
Pilger, die vielen Abenteuer der Ritter, dann auch die Sehnsucht nach den theuern
Zurückgebliebenen — dieses und manches andere regte mächtig den Geist auf und bot
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Extrahierte Ortsnamen: Malta Venedig Kulm Königsberg Marienburg Städtchen_Mergentheim Würtembergischen
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
18
§ 13. Der erste Kreuzzug.
Aufgaben: 1. Erkläre Heinrichs I. Beinamen: Finkler, Städteerbauer! 2. Wie
rüstete sich Heinrich I. zum Entscheidungstampfe gegen die Ungarn? 3. Wie suchte
Otto I. die Kaisergewalt zu befestigen? 4. Erzähle von Ottos Kämpfen! — 5. Warum
wies Heinrich Iv. die Forderungen Gregors Vii. zurück? 6. Heinrich Iv. in Worms
und in Kanossa! 7. Nenne die Kaiser aus dem sächsischen und fränkischen Hause! 8.
Erkläre: Wahlreich, Erzämter, Simonie, Zölibat, Investitur, Bann!
8 13. Der erste Kreuzzug.
1. Ursache. Schon in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung
waren viele frommen Christen nach Palästina gepilgert, um an den heiligen
Stätten, wo der Heiland und seine Apostel gewandelt waren, ihre Andacht
zu verrichten. Besonders zahlreich geschahen solche Wallfahrten, seitdem
Helena, die Mutter des ersten christlichen römischen Kaisers (Konstantin)
zu Jerusalem die Kirche des heiligen Grabes hatte erbauen lassen. Ein Gebet,
an dieser Stelle gesprochen, hielt man für ganz besonders wirksam. —
Hierin wurden die christlichen Pilger auch dann wenig gestört, als die
Araber Jerusalem erobert hatten. Im 11. Jahrhundert aber wurden die
Türken Herren des Landes. Von ihnen wurden die heiligen Stätten ent-
weiht, die dort wohnenden Christen harr bedrückt und die fremden Pilger
ausgeplündert, mißhandelt oder gar getötet. Die Klagen der ins Abend-
land Heimkehrenden reizten die gesamte Christenheit zu wildem Grimm.
Namentlich taten dies die Erzählungen eines Pilgers, namens Peter aus
Amiens (Amiäng), der selbst schwere Mißhandlungen erfahren hatte und,
heimgekehrt, Italien und Frankreich durchzog. Papst Urban Ii. berief
eine Kirchenversammlung nach Clermont (westlich von Lyon) in dieser An-
gelegenheit, forderte zur Befreiung Palästinas auf und riß die Herzen
aller Zuhörer durch seine Rede hin. Voll Begeisterung rief alles Volk:
„Gott will es!" Tausende hefteten auf ihre rechte Schulter ein rotes
Kreuz, um als Kreuzfahrer an dem Zuge nach Palästina, den man Kreuz-
zug nannte, teilzunehmen. Ungeordnete Scharen machten sich sogleich auf
unter Führung des feurigen Peter, doch fanden sie meist kläglichen Untergang.
2. Gottfried von Bouillon (Bnjong), Herzog von Lothringen, war
einer der Hauptführer, die inzwischen ein geordnetes Heer sammelten, das
an Grafen, Rittern und Volk über V2 Million zählte. Auf verschiedenen
Wegen zog man bis in die Nähe von Konstantinopel. Von hier aus
setzten die Kreuzfahrer nach Asien hinüber. Hunger und Durst, das un-
gewohnte Klima und ausbrechende Seuchen rafften Tausende hin. Viel-
fache Überfälle der Türken und Uneinigkeit unter den Führern hielten die
Kreuzfahrer auf. Endlich gelangten sie vor das feste Antiochia, das er-
obert wurde. Bald darauf aber schloß eiu Türkenheer die Christen in der
Stadt ein, und die Not war groß. (Auffindung der heiligen Lanze.) Doch
voll Todesverachtung stürzten sich die halbverhungerten Pilger auf die
Türken und erzwangen sich den Weg nach Jerusalem, bei dessen Anblick
sie auf die Kniee fielen und weinten.
3. Die Eroberung Jerusalems aber war schwierig, denn die Stadt
war stark befestigt und wurde von 60000 Streitern verteidigt. Zudem
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TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Heinrichs_I. Heinrich_I. Otto_I. Otto_I. Ottos Heinrich_Iv Heinrich Gregors Heinrich_Iv Heinrich Apostel Helena Konstantin) Grimm Peter Urban Peter Gottfried_von_Bouillon_(Bnjong
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Ottos Worms Kanossa Palästina Amiens Italien Frankreich Clermont Lyon Palästina Lothringen Konstantinopel Asien Antiochia Jerusalem
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
30
§ 19. Ausgang des Mittelalters und Anbruch einer neuen Zeit.
Banne belegt. Trotzdem fuhr er fort zu predigen und zu lehren. Seine
meisten Anhänger unter den Studenten waren Böhmen, denn die Deutschen
haßten ihn wegen seiner Feindschaft gegen ihre Nation. Ihrer viele
wanderten damals von Prag aus und gaben Veranlassung zur Gründung
einer zweiten deutschen Universität, der zu Leipzig.
4. Huß vor dem Konzil. Er wurde zur Verantwortung nach
Konstanz vor das Konzil geladen. Huß erschien auch, da ihm der Kaiser
sichere Hin- und Rückreise verbürgte. Aber bald nach seiner Ankunft wurde er
in das Gefängnis geworfen. Das Konzil verdammte seine Lehre und forderte
von ihm unbedingten Widerruf. Da er diesen verweigerte, so verurteilte man
ihn zum Feuertode. und am 6. Juli 1415 wurde er als Ketzer verbrannt.
In Konstanz übertrug Sigismund dem Burggrafen Friedrich von Nürn-
berg die Mark Brandenburg 1415 (s. § 25, 2).
5. Hussitenkrieg. Als die Böhmen die Nachricht von dem furcht-
baren Ende ihres geliebten Lehrers erhielten, ergriffen sie die Waffen.
Bauern und Handwerker, Ritter und Gelehrte scharten sich um den helden-
kühnen, aber wilden, einäugigen Ziska. Sie forderten das heilige Abend-
mahl in beiderlei Gestalt, und Priester trugen zum Zeichen dafür den Kelch
voraus. König Wenzel starb gleich nach den ersten Volksauflüufen in Prag,
und Sigismund wollten die Hussiten nicht anerkennen. Dieser führte ge-
waltige Heere zur Unterdrückung des Aufstandes nach Böhmen; der Papst
ließ das Kreuz gegen die hussitischen Ketzer predigen: aber vor den furcht-
baren Schlachtgesängen und dem wilden Mute der Hussiten hielt keines der
vielen Heere stand. An Ziskas Stelle trat später Prokop. Er führte,seine
Horden auch in die Nachbarländer: Sachsen. Brandenburg, Schlesien, Öster-
reich, Ungarn und Bayern. Schließlich kam ein friedlicher Vergleich zu-
stande. Man gewährte den Hussiten den Kelch und die freie Predigt.
Nun ward Sigismund als König von Böhmen anerkannt, 1436. Aber schon
im nächsten Jahre starb er, seine Länder und die Kaiserwürde seinem
Schwiegersöhne, einem Habsburger, überlassend.
§ 19. Ausgang des Mittelalters und Anbruch einer
neuen Zeit.
1. Des Reiches Gebrechen waren in den Hussitenkriegen deutlich
zu Tage getreten; Heer- und Gerichtswesen waren in dem übelsten Zu-
stande. Bei den Fürsten, hohen Geistlichen und freien Städten galt der
Kaiser nichts mehr, und die Kaiser sorgten fast nur für ihre Erblande.
Wieder wurde ganz Deutschland von wilden Kriegen durchtobt wie im Inter-
regnum. Auch gegen äußere Feinde zeigte es sich uneinig und darum
kraftlos. Die Türken eroberten 1453 Konstantinopel und drangen nach
Westen vor. Der Deutsche Ritterorden in Preußen mußte Polens Ober-
hoheit anerkennen. Die Schweiz, die Niederlande und ein großer Teil von
Lothringen gingen dem Reiche verloren. Da kam
2. Maximilian I. auf den Kaiserthron. Er war von hohem Wüchse
und großer Kraft und Geschicklichkeit. Er besaß einen hellen Verstand und
ein vorzügliches Gedächtnis. Dabei hatte er die Gabe, sich bei Fürsten
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Nürn- Friedrich Ziska König_Wenzel Sigismund Prokop Sigismund Maximilian_I.
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
30
§ 19. Ausgang des Mittelalters und Anbruch einer neuen Zeit.
Banne belegt. Trotzdem fuhr er fort zu predigen und zu lehren. Seine
meisten Anhänger unter den Studenten waren Böhmen, denn die Deutschen
haßten ihn wegen seiner Feindschaft gegen ihre Nation. Ihrer viele
wanderten damals von Prag aus und gaben Veranlassung zur Gründung
einer zweiten deutschen Universität, der zu Leipzig.
4. Huß vor dem Konzil. Er wurde zur Verantwortung nach
Konstanz vor das Konzil geladen. Huß erschien auch, da ihm der Kaiser
sichere Hin- und Rückreise verbürgte. Aber bald nach seiner Ankunft wurde er
in das Gefängnis geworfen. Das Konzil verdammte seine Lehre und forderte
von ihm unbedingten Widerruf. Da er diesen verweigerte, so verurteilte man
ihn zum Feuertode, und am 6. Juli 1415 wurde er als Ketzer verbrannt.
In Konstanz übertrug Sigismund dem Burggrafen Friedrich von Nürn-
berg die Mark Brandenburg 1415 (s. 8 25, 2).
5. Hussitenkrieg. Als die Böhmen die Nachricht von dem furcht-
baren Ende ihres geliebten Lehrers erhielten, ergriffen sie die Waffen.
Bauern und Handwerker, Ritter und Gelehrte scharten sich um den helden-
kühnen, aber wilden, einäugigen Ziska. Sie forderten das heilige Abend-
mahl in beiderlei Gestalt, und Priester trugen zum Zeichen dafür den Kelch
voraus. König Wenzel starb gleich nach den ersten Volksaufläufen in Prag,
und Sigismund wollten die Hussiten nicht anerkennen. Dieser führte ge-
waltige Heere zur Unterdrückung des Aufstandes nach Böhmen; der Papst
ließ das Kreuz gegen die hussitischen Ketzer predigen: aber vor den furcht-
baren Schlachtgesängen und dem wilden Mute der Hussiten hielt keines der
vielen Heere stand. An Ziskas Stelle trat später Prokop. Er führte,seine
Horden auch in die Nachbarländer: Sachsen, Brandenburg, Schlesien, Öster-
reich, Ungarn und Bayern. Schließlich kam ein friedlicher Vergleich zu-
stande. Man gewährte den Hussiten den Kelch und die freie Predigt.
Nun ward Sigismund als König von Böhmen anerkannt, 1436. Aber schon
im nächsten Jahre starb er, seine Länder und die Kaiserwürde seinem
Schwiegersöhne, einem Habsburger, überlassend.
§ 19. Ausgang -es Mittelalters und Anbruch einer
neuen Zeit.
1. Des Reiches Gebrechen waren in den Hussitenkriegen deutlich
zu Tage getreten; Heer- und Gerichtswesen waren in dem übelsten Zu-
stande. Bei den Fürsten, hohen Geistlichen und freien Städten galt der
Kaiser nichts mehr, und die Kaiser sorgten fast nur für ihre Erblande.
Wieder wurde ganz Deutschland von wilden Kriegen durchtobt wie im Inter-
regnum. Auch gegen äußere Feinde zeigte es sich uneinig und darum
kraftlos. Die Türken eroberten 1453 Konstantinopel und drangen nach
Westen vor. Der Deutsche Ritterorden in Preußen mußte Polens Ober-
hoheit anerkennen. Die Schweiz, die Niederlande und ein großer Teil von
Lothringen gingen dem Reiche verloren. Da kam
2. Maximilian I. auf den Kaiserthron. Er war von hohem Wüchse
und großer Kraft und Geschicklichkeit. Er besaß einen hellen Verstand und
ein vorzügliches Gedächtnis. Dabei hatte er die Gabe, sich bei Fürsten
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 13. Der erste Kreuzzug.
Aufgaben: 1. Erkläre Heinrichs I. Beinamen: Finkler, Städteerbauer! 2. Wie
rüstete sich Heinrich I. zum Entscheidungslampfe gegen die Ungarn? 3. Wie suchte
Otto I. die Kaisergewalt zu befestigen? 4. Erzähle von Ottos Kämpfen! — 5. Warum
wies Heinrich Iv. die Forderungen Gregors Vii. zurück? 6. Heinrich Iv. in Worms
und in Kanossa! 7. Nenne die Kaiser aus dem sächsischen und fränkischen Hause! 8.
Erkläre: Wahlreich, Erzämter, Simonie, Zölibat, Investitur, Bann!
8 13. Der erste Kreuzzug.
1. Ursache. Schon in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung
waren viele frommen Christen nach Palästina gepilgert, um an den heiligen
Stätten, wo der Heiland und seine Apostel gewandelt waren, ihre Andacht
zu verrichten. Besonders zahlreich geschahen solche Wallfahrten, seitdem
Helena, die Mutter des ersten christlichen römischen Kaisers (Konstantin)
zu Jerusalem die Kirche des heiligen Grabes hatte erbauen lassen. Ein Gebet,
an dieser Stelle gesprochen, hielt man für ganz besonders wirksam. —
Hierin wurden die christlichen Pilger auch dann wenig gestört, als die
Araber Jerusalem erobert hatten. Im 11. Jahrhundert aber wurden die
Türken Herren des Landes. Von ihnen wurden die heiligen Stätten ent-
weiht, die dort wohnenden Christen harr bedrückt und die fremden Pilger
ausgeplündert, mißhandelt oder gar getötet. Die Klagen der ins Abend-
land Heimkehrenden reizten die gesamte Christenheit zu wildem Grimm.
Namentlich taten dies die Erzählungen eines Pilgers, namens Peter aus
Amiens (Amiäng), der selbst schwere Mißhandlungen erfahren hatte und,
heimgekehrt, Italien und Frankreich durchzog. Papst Urban Ii. berief
eine Kirchenversammlung nach Clermont (westlich von Lyon) in dieser An-
gelegenheit, forderte zur Befreiung Palästinas auf und riß die Herzen
aller Zuhörer durch seine Rede hin. Voll Begeisterung rief alles Volk:
„Gott will es!" Tausende hefteten auf ihre rechte Schulter ein rotes
Kreuz, um als Kreuzfahrer an dem Zuge nach Palästina, den man Kreuz-
zug nannte, teilzunehmen. Ungeordnete Scharen machten sich sogleich auf
unter Führung des feurigen Peter, doch fanden sie meist kläglichen Untergang.
2. Gottfried von Bouillon (Bujong), Herzog von Lothringen, war
einer der Hauptführer, die inzwischen ein geordnetes Heer sammelten, das
an Grafen, Rittern und Volk über V2 Million zählte. Auf verschiedenen
Wegen zog man bis in die Nähe von Konstantinopel. Von hier aus
setzten die Kreuzfahrer nach Asien hinüber. Hunger und Durst, das un-
gewohnte Klima und ausbrechende Seuchen rafften Tausende hin. Viel-
fache Überfälle der Türken und Uneinigkeit unter den Führern hielten die
Kreuzfahrer auf. Endlich gelangten sie vor das feste Antiochia, das er-
obert wurde. Bald darauf aber schloß ein Türkenheer die Christen in der
Stadt ein, und die Not war groß. (Auffindung der heiligen Lanze.) Doch
voll Todesverachtung stürzten sich die halbverhungerten Pilger auf die
Türken und erzwangen sich den Weg nach Jerusalem, bei dessen Anblick
sie auf die Kniee fielen und weinten.
3. Die Eroberung Jerusalems aber war schwierig, denn die Stadt
war stark befestigt und wurde von 60000 Streitern verteidigt. Zudem
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Heinrichs_I. Heinrich_I. Otto_I. Otto_I. Ottos Heinrich_Iv Heinrich Gregors Heinrich_Iv Heinrich Apostel Helena Konstantin) Grimm Peter Urban Peter Gottfried_von_Bouillon_(Bujong
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Ottos Worms Kanossa Palästina Amiens Italien Frankreich Clermont Lyon Palästina Lothringen Konstantinopel Asien Antiochia Jerusalem